Horizontal Bohrwerke

Die Geschichte von Filip Salomon - einem jungen Schichtleiter im Schwermaschinenbau

18. 4. 2024 09.15

Vor nicht einmal sieben Jahren hatte Filip Salomon, Schüler der damals neu gegründeten Industrieoberschule TOS VARNSDORF, seinen ersten Praktikumstag als Auszubildender in unserem Unternehmen RETOS VARNSDORF s.r.o. Er wurde von uns unter mehreren Schülern des dritten Abschlussjahrgangs im Bereich Mechanikeinsteller ausgewählt und wurde von uns aufgrund seiner schulischen Leistungen und seiner Arbeitseinstellung während seiner Ausbildung bis Juni 2020 unterstützt. Nach dem Abschluss wurde er in gegenseitigem Einvernehmen eingestellt und wurde sofort aktiv in den Produktionsprozess eingebunden. Er lernte schnell und arbeitete an seiner beruflichen Entwicklung. Vor einem Jahr wurde er dann zum Schichtleiter in der Abteilung Schwermaschinenbau befördert.

Wir bewundern seinen persönliche Werdegang und glauben, dass er für andere junge Menschen eine Inspiration sein kann. Deshalb wollten wir wissen, was er zu sagen hat. 

Bei einer solchen Zielstrebigkeit würde man meinen, dass er schon immer im Bereich Maschinenbau arbeiten wollte, aber in dieser Hinsicht hat er uns ein wenig überrascht.

Was wollten Sie als Kind werden? 

Er lacht: „Bauer.“

Und warum haben Sie schließlich im Maschinenbau gelernt?

„Ich wusste nicht so recht, was ich lernen sollte. Ein bisschen hatte ich durch meinen Vater eine Neigung dazu. Er ist Schweißer und Schlosser. Ich war jung und unentschlossen, also sagte ich meinen Eltern, ich wüsste es nicht und würde ihnen freie Hand lassen. Sie empfahlen mir, die neue Schule TOS VARNSDORF auszuprobieren. Dann habe ich die Ausbildungsmesse der Schule besucht, und es hat mir gefallen.“

Er wusste bereits ein wenig über Werkzeugmaschinen und fragte seine Eltern, was in TOS gemacht wird. „Es ist eine der größten Fabriken hier und ich es interessierte mich, aber als sie mir von Horizontalbohrmaschinen erzählten, wusste ich ehrlich gesagt nicht wirklich, was es damit auf sich hat.“

 

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Wie zufrieden waren Sie am Ende mit der praktischen Ausbildung bei RETOS?

„Ich war von Anfang an sehr zufrieden. Das erste Praktikum hatte ich in der Leichtmechanik und es hat mir gefallen. Der Leichtmechanikvorarbeiter war ziemlich streng, was die Qualität anging, aber er war auch für einen Spaß zu haben. Er war streng auf eine positive Art und Weise.
Als ich dann zur Schwermaschinenmechanik kam, war ich auch dort zufrieden. Es gab zwar ein paar Unfälle", erinnert er sich mit einem verlegenen Lächeln, “aber es hat mir trotzdem gefallen. An der Praxis bei RETOS fand ich besonders die Generalüberholungen gut. Das ist nicht nur eine stereotype Arbeit mit einer Zeichnung und einem Werkstück, denn man muss etwas über das Teil wissen.“

Hatten Sie jemals Angst vor großen Werkstücken? 

„Ich habe hier angefangen, daher kannte ich kaum kleinere. Ich staune eher, wenn ich irgendwo hinkomme und diese kleinen Werkzeugmaschinen sehe, wenn sie mit der Nummer Eins fräsen. Das finde ich schon niedlich. Ich hatte dann sogar bei meiner Abschlussprüfung Probleme damit, weil ich es gewohnt war, größere Späne zu nehmen, auch wenn es kein richtiges Schruppportal ist. Aber es hat immer noch ein Vielfaches der Leistung von einigen kleineren Fräsmaschinen.“

ICH HABE MICH AN DIE GRÖSSEREN TEILE GEWÖHNT, DESHALB MACHEN MIR DIE GRÖSSEREN MEHR SPASS. KLEINERE WERKSTÜCKE MÖCHTE ICH GAR NICHT MEHR MACHEN

Würden Sie gerne an einer kleineren Maschine wie einer Drehmaschine arbeiten?

„Ich habe ein- oder zweimal zum Üben auf einer Drehbank gearbeitet, aber die Drehbank reizt mich nicht wirklich. Ich habe mich an die größeren Teile gewöhnt, deshalb machen mir die größeren mehr Spaß. Kleinere Werkstücke möchte ich gar nicht mehr machen", sagt er fröhlich.

Die Begeisterung für große Werkstücke ist nicht selbstverständlich. Deshalb freuen wir uns besonders, dass Filip darin seine Erfüllung gefunden hat. Mit seiner aktiven Art und seinen Ratschlägen kann er auch Kollegen motivieren, die keine Erfahrung mit großen Werkstücken haben. 

Als Schichtleiter versucht er, die Austauschbarkeit am Arbeitsplatz aufrechtzuerhalten und arbeitet manchmal selbst an anderen Maschinen. 

„Natürlich probiere ich mich auch gerne an einer anderen Maschine aus, wenn in einer Schicht jemand ausfällt. Das ist durchaus schon vorgekommen, zum Beispiel an der WHN13.“

„Ich musste auch schon ein paarmal zu den klassischen Maschinen, wenn eine Maschine repariert wurde und unsere Werkstattleiterin mich anderweitig brauchte. Also habe ich auch an diesen konventionellen Maschinen Erfahrungen gesammelt. Das ist sehr interessant. Die alten Maschinen sind eine Abwechslung.“

 

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Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit am meisten?

NICHT IMMER DASSELBE

„Die Tatsache, dass es sich um Kleinserien- oder Stückfertigung handelt und es nicht immer dasselbe ist. Etwa 50 Prozent der Produktion sind gleich, sodass man eine gewisse Sicherheit hat, und beim anderen Teil weiß man nicht, was auf einen zukommt, weil es sich immer ändert. Die Überholungen, die bei RETOS routinemäßig durchgeführt werden, sind alle verschieden. Und dann kommt vielleicht Spezialfall rein, wie wir ihn jetzt haben - dieses verlängerte Bett, das von der Länge her gar nicht auf die Maschine passt.

ES IST EIN KREATIVER JOB, BEI DEM MAN UMSO MEHR LERNT. 

Wenn ich mein ganzes Leben lang immer wieder die gleichen sechs Teile machen müsste, wäre ich es bald leid. Bei unserer Arbeit müssen wir uns selbst mit den Technologien zu helfen wissen, es sei denn, es handelt sich um einen Sonderfall oder eine Kooperation, die der Technologe übernimmt.“

Wären Sie eines Tages gern Technologe?

„Auf jeden Fall, es macht mir Spaß. Es ist interessant und wäre wieder ein Schritt nach vorn.“

Filip arbeitet unentwegt an sich und lässt sich von neuen Herausforderungen nicht entmutigen. Vielleicht liegt das auch an seiner Sportlernatur. Filip war nämlich bis zu seinem letzten Ausbildungsjahr Leistungsschwimmer. Wir glauben, dass das eine tolle Einstellung ist und unterstützen ihn dabei. Schließlich gibt es auf Karriereleiter noch einige Sprossen, die er hinaufsteigen könnte.

Was war die größte Herausforderung Ihrer Karriere?

„Die größte Herausforderung war, als ich erstmals allein arbeiten musste, ohne Thomas, mit dem ich die ganze Zeit davor im Dienst war und der mir alles beigebracht hat. Dann kam Corona, und er musste zu Hause in Quarantäne bleiben, sodass ich auf einmal allein ohne seine Unterstützung zurechtkommen musste.“

Wie haben Sie die Situation gemeistert?

„Ich musste alles dreimal überprüfen. Und ausgerechnet ist ein ungewöhnliches Produkt reingekommen. Es handelte sich um einige Schweißteile, die nicht einfach zu bearbeiten sind. Also habe ich versucht, alle Erfahrungen zu nutzen, die Thomas bereits an mich weitergegeben hatte. „Ich habe ihn vielleicht zweimal angerufen, aber schließlich es hat geklappt.“

Als Schichtleiter sind Sie nicht nur für sich selbst, sondern auch für Ihre Kollegen verantwortlich. Wie kommen Sie damit zurecht?

„Alles in allem gut. Mein ganzes Leben lang habe ich mich mit allen gut verstanden. Menschen zu führen ist eine völlig andere Fähigkeit als die Arbeit an einer Maschine, aber ich versuche, allen entgegenzukommen, wenn ich kann. Denn auch meine Kollegen haben viel Erfahrung.“

Filip hatte bereits mehrere Auszubildende. Er weiß genau, wie sie sich fühlen und was ihnen hilft, weil er selbst einmal in derselben Situation war.
„Wenn ich einen Lehrling hier habe, versuche ich, ihm nebenbei ein paar nützliche Dinge zu erzählen. Wenn zum Beispiel gerade ein Programm läuft und er einfach zusehen müsste, wie es läuft, nehme ich ihn beiseite und frage ihn Werkzeugnamen ab, was er vielleicht einmal für die Abschlussprüfung gebrauchen kann.“

 

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Welchen Rat würden Sie einem Schüler geben, der sich für Maschinenbau interessiert?

„Wer gern mit Lego baut, kann sich hier ein wenig ausleben, denn selbst die Spanner usw. sind de facto wie ein großer Bausatz“, lacht Filip. „Ich habe selbst auch gern damit gespielt, als ich klein war, und hier wird man ein bisschen an seine Kindheit erinnert. Auch beim Zerspanen geht es eigentlich darum, etwas Neues zu schaffen."

MIR GEFÄLLT, DASS ICH DAS ERGEBNIS MEINER ARBEIT SEHEN KANN."

Obwohl er ursprünglich Bauer werden wollte, erfüllte er sich letztendlich zumindest einen Kindheitstraum.

 

Vielen Dank, Filip, für das angenehme Interview.

 

Radka Soudková (Personalspezialistin) und Julia Švarc (Marketing)

 

Filip Salomon auf 30-Jahre-RETOS-Feier